Donnerstag, 21. August 2014


Auszug des Artikels von Edgar Faß in " Die Gießkanne " Bürgerblatt und Kurzeitung für die Gäste und Bürger der Stadt Bad Münstereifel , Ausgabe No. 47 vom 19.11.1981

Die volkstümliche Eifeler Tracht hat sich wie im Eifelraum auch in der Gegend von Bad Münstereifel nicht erhalten.Man weiß jedoch anhand alter Schriften, Zeichnungen und Museumsstücken, wie diese ausgesehen hat. Die Armut und das karge Leben,welche einst die Bewohner in der Eifel prägten, fanden auch in der Einfachheit und Schlichtheit der Kleidung ihren Niederschlag. Frauen und Männer trugen hier früher Kleidungsstücke aus selbstgesponnenem und selbstgewebtem Stoff. Den Rohstoff lieferte in großem Umfang die Wolle aus einheimischer Schafzucht und der früher noch im Münstereifeler Höhengebiet angebaute Flachs.Die Tuchmacher bevorzugten die Blaufärbung des Stoffes. Als blaues Farbmittel benutzte man ursprünglich einen Absud aus sogenannten Galläpfeln, kleine Fruchtkugeln auf der Rückseite von Eichenblättern. Später ersetzte man diesen biologischen Farbstoff durch das Indigo( s. Anmerkung 1).
Bekannt für Ihre Webkunst und die gute Qualität der Stoffe war die Wollweberzunft in Münstereifel. In einer Eingabe der Wollweberzunft von Adenau aus dem Jahre 1780 heißt es u.a.: "... dass von den ausländischen Fabrikanten, nur Münstereifel ausgenommen, gefingeltes (feines) gemachtes Tuch von der Gattung wie das ihre, zu Markt bringen, und das die Münstereifeler Zunft in einem Stück (Fach) mehr als alle übrigen ausländischen Zünfte leiste (s. Anmerkung 2).

Eine Wüllenweberzunft ist in Münstereifel seit 1339 nachweisbar (s. Anmerkung 3). Die im Zuge der Industrialisierung schneller und billiger produzierenden modernen Maschinen und die damalige ungünstige Verkehrslage ließen die Münstereifeler Tuchmacherei jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts gänzlich versiegen. Im Toni-Hürten-Heimatmuseum von Bad Münstereifel sind Webmaschinen und handwerkliche  Geräte aus der vergangenen  Blütezeit  des einheimischen Tuchmachergewerbes ausgestellt.

                                         ehemals strohgedecktes Bauernhaus der Nordeifel

Charakteristisch für die damalige Männerkleidung waren Kniehosen sowie wadenlange, weiße Wollstrümpfe.
An Sonn- und Feiertagen trugen die Männer dazu schwarze, mit Silber- oder Bronzeschnallen verzierte Schuhe. Der aus dunkelblauem Leinen gefertigte Kittel war bei Wind und Wetter schützender und wärmender Überzug. Auf den Kopf setzten sie sich dazu flache, breiträndrige Hüte. In späterer Zeit kamen bei den Männern Frack, Zylinder und langschäftige schwarze Stiefel auf. Die Hüte bei der Feld- und Erntearbeit waren ebenfalls breiträndrig, aber in einfacherer Ausführung und aus langen, dünnen Holzspänen geflochten (meistens aus den Ästen des Haselnuss-Strauchs). Die Frauen in den Dörfern des Höhengebietes trugen im Winter bei starkem Frost noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts aus Wolle gewebte, über die Ohren reichende Kopfhauben, die bis auf die Schultern reichten.Die Haubenspitze zierte ein Schleifchen. Diese gestrickte Wollhaube war von schwarzer Farbe und manchmal auch aus imitiertem Pelz gearbeitet. Ein besonderer Name für diese Haube ist nicht bekannt. Dazu trugen sie ein geknöpftes Kostüm aus schwarzem Tuch. Vielfach zierte den Kopf der Frauen auch ein großes, buntgefärbtes und schulterlanges Kopftuch, das bei älteren Frauen von dunklerer Farbe und mit Fransenspitzen versehen war. Es schützte zugleich vor den kalten Eifelwinden im Höhengebiet.

Quellennachweise
Anmerkung 1: Schaubild  im Kreismuseum in Blankenheim
Anmerkung 2: Hür. S. 238,Chron.Hür. Bad Münstereifel S. 179
Anmerkung 3: Jakob Katzfey, die Geschichte der Stadt Münstereifel( Köln 1854) Stadt-Arch. M.E. Urk.11, Hür.S.236. Die Angaben zur früheren Kleidung stammen aus mündlicher Überlieferung.

E. Faß

Nachträglich hinzugefügt

Der Rock der Bäuerin war meist aus dunklem Stoff. Eine bunte oder gestreifte Schürze gab ihm Leben.Mehr Farbenfreude zeigten die Unterröcke,die aus Tirtu gewebt,gern in rotschwarz, blau-oder grünschwarz getragen wurden. Den Oberkörper bedeckte die Jacke,die in einem dicken ausgestopften Ring oder Wulst endete,der die Röcke trug. Ein weißes,an den Rändern buntgesticktes Schulter- und Brusttuch aus Seide oder feiner Wolle,das sog. "Schnaubdich",umrahmte den Hals.